Alkoholsucht ist nur schwer therapierbar. Das liegt, abseits der Schwere der Suchtkrankheit daran, dass viele, vor allem langzeit Betroffene sich ein von Grund auf neues Leben aufbauen müssen, nachdem sie durch ihre Erkrankung möglicherweise ihre Arbeit, ihren Wohnsitz oder den familiären Rückhalt verloren haben.
Auch wenn die Rückfallquote Schätzungen zufolge 70-90% beträgt, heißt das nicht, dass das Leben ohne Abhängigkeit zum Scheitern verurteilt ist. Viel eher bedeutet es, dass es in den seltensten Fällen beim ersten Versuch funktioniert. Das sollte allerdings niemanden davon abhalten, sich seiner Suchtproblematik zu stellen, denn:
- Handelt es sich dabei um einen statistischen Kennwert, der für die Einzelperson wenig Aussagekraft besitzt. Man sollte sich jedoch dem Risiko eines Rückfalls bewusst sein und bleiben.
- Kann man durch die Entwicklung von Strategien einem Rückfall vorbeugen.
- Bedeutet ein Rückfall nicht zwingend, dass der gesamte Therapieprozess unfruchtbar war. Es ist jedoch wichtig ihn im Ernstfall richtig zu reflektieren und die nötigen Schritte einzuleiten. 1
Rückfallprophylaxe
Der lange Weg aus einer Suchterkrankung geht mit dem lebenslangen Risiko eines Rückfalls einher. Daher ist es vernünftig dieses Risiko gering zu halten und Warnsignale wahr- und vor allem ernstzunehmen.
Die frühzeitige Erkennung der typischen Verhaltens- und Gedankenmuster spielt hier eine maßgebende Rolle. Nicht selten geht einem Rückfall ein längerer, schleichender Prozess voraus. Es gibt aber auch spontane, affektive Rückfälle.
Viele Fachleute unterscheiden heute zwischen einem trockenen Rückfall (Verhaltensrückfall), einem Ausrutscher (Lapse) und einem schweren Rückfall (Relapse). 1
Das hat unter anderem den Vorteil, das der Erkrankte nicht sofort aufgibt und Schritte in die Wege leiten kann, die zur Aufarbeitung des Rückfalls dienen. Prinzipiell gilt jeder Tropfen Alkohol als Rückfall und Begriffe wie „Fehltritt“ oder „Ausrutscher“ sollen keinesfalls der Bagatellisierung dienen.
Mehr dazu lesen Sie im Artikel Arten des Rückfalls.
Im Artikel Ursachen für einen Rückfall erfahren Sie, welche Alarmsignale auf einen möglichen Rückfall hinweisen könnten.
Was tun bei einem Rückfall?
Wird man rückfällig sollte man sich nicht entmutigen lassen. Rückfälle geschehen nicht aus einem Mangel an Disziplin oder Willenskraft, sondern sind eine Verkettung von Umständen, die den Suchtdruck erhöhen und gleichzeitig die Zuversicht mindern, der Situation ohne Drogen/Alkohol gewachsen zu sein. Sie gehören zur Suchterkrankung dazu und sind ein Hinweis darauf, dass etwas im Argen liegt, was der Aufarbeitung bedarf. Kommt es akut zu einem Rückfall, können folgende Schritte helfen:
- Den Ort des Geschehens verlassen
Falls Sie sich bei einem gesellschaftlichen Anlass oder einem Zusammensein befinden, sollten sie die Situation verlassen, um ein Ausufern des Konsums zu verhindern.
- Professionelle Hilfe suchen
Auf keinen Fall sollten sie versuchen, den Rückfall alleine zu bewältigen. Nehmen sie so schnell wie möglich Kontakt zu ihrem behandelnden Therapeuten / ihrer Beratungsstelle auf und besprechen sie das weitere Vorgehen.
- Aufarbeitung des Rückfalls
Idealerweise findet die Aufarbeitung unter Aufsicht von Ärzten und Therapeuten statt. Dort bespricht man, wodurch der Rückfall hervorgerufen wurde und wie man ihn das nächste mal verhindern kann. 1
1: https://www.mywaybettyford.de/suchtkompendium/rueckfall-alkohol/